Ein literarisches Potpourri

Die Festschrift „Der siebenbürgische Voltaire“

 

Der letzte Freitag im August diesen Jahres wurde von der Beerdigung des im März gefeierten Jubilars Walther Gottfried Seidner (1938-2018) überschattet, der von seinen Angehörigen und einer großer Schar von Würdenträgern sowie Bewunderern und Neugierigen zu Grabe getragen wurde. Erstmals erschien im Juni 2018 im Druck auch eine Festschrift zu seinem Leben und Werk, in deutscher Sprache unter dem Titel „Der siebenbürgische Voltaire – Walther Gottfried Seidner zum 80. Geburtstag.“

 

Das Buch wurde im Hermannstädter Honterus-Verlag herausgegeben von Andreea Dumitru, die durch die Schlattner-Forschung bekannt wurde, und von Sunhild Galter, Lektorin des Lehrstuhls für Germanistik der Lucian Blaga Universität, mit einem sehr bewegenden Vorwort des Pfarrers Dietrich Galter: ein literarisches Potpourri besonderer Note, geprägt durch die persönlichen Glückwunschschreiben von Persönlichkeiten wie der Kinderbuch-Autorin Anne Junesch, Schauspielerin Renate Müller-Nica oder ein poetisches „Ständchen“ des Mundartautors Wilhelm Meitert mit dem Titel „Danke, Walther“ et al.

 

Vor der abschließenden Titel-Analyse des Professors für Germanistik i.R., Dr. Gerhard Konnerth, im zweiten Teil, finden sich handfeste literarische Portraits und Rezensionen von namhaften Persönlichkeiten, wie der Schriftsteller Joachim Wittstock oder der Kirchengeschichte-Professors Hermann Pitters.

 

Zwischen den vielfach gefühlvoll-rührenden Zeilen, gleichsam einem Musikstück, kann der aufmerksame Leser die Gestalt des Gefeierten, des betrauerten Schriftsteller und Pfarrer, erkennen, der nicht nur als „Musensohn“ unter Eingebung, gewissermaßen in Trance, seine Arbeiten schrieb, sondern vielmehr in intuitiver Akribie und mit viel Urteilsvermögen wortgewaltige Predigten („ein geschätzter, redegewandter und sehr abwechslungsreicher Prediger“, „seine Aufmerksamkeit galt besonders den sprachlichen Feinheiten“, so Pitters), wissenschaftliche Arbeiten um die Predigten von Damasus Dürr, literarische Werke wie Dramen, Novellen, Kurzgeschichten und sein Gedichtband „Die eheliche Feuerwehr“ schuf. Die Person des Jubilars den die Festschrift zu erreichen versuchte, leider zu spät auf dem Krankenbett auffand, erscheint darin, leider wie der junge Leser finden mag, nur facettenartig, hie und da, wie etwa in dem Gedicht seiner jüngsten Tochter, dem aufwertenden Brief seiner Ehefrau Margot oder den Beiträgen des Gymnasial-Lehrers Ernst Seidner.

 

Möge die Festschrift Andreea Dumitrus und Sunhild Galters, deren Resonanz in der Trauer der vergangenen Tage droht sich zu verlieren, den Lesern des „siebenbürgischen Voltaire“, dessen eindrückliche Gestalt wachrufen und ein wertvolles Erinnerungsstück an den viel zu wenig durch Buchhandels-Marketing geförderten und nur zu spät Anerkennung findenden „Rohdiamant… des Hermannstädter Literaturkreis“ (so Kurt Thomas Ziegler) Schriftsteller, Prediger und Freund, Walther Gottfried Seidner, werden!

 

Anna LASSELN-KLEIN