Ein spannendes Unterfangen

Der Politologe Radu Carp präsentierte Interviewbuch mit Eginald Schlattner

 

Eine „Erleuchtung“ sei für ihn der Roman „Der geköpfte Hahn“ von Eginald Schlattner, dem Rothberger Schriftsteller und Gefängnispfarrer, gewesen, sagte der Bukarester Universitätsprofessor und Politikwissenschaftler Dr. Radu Carp bei der Vorstellung des Buches ‚Dumnezeu mă vrea aici‘. Radu Carp in dialog cu Eginald Schlattner“ (Gott will mich hier. Radu Carp im Gespräch mit Eginald Schlattner), das vor kurzem im Bukarester Lumea Credinței-Verlag erschienen ist und ein Gespräch zwischen Radu Carp und Eginald Schlattner enthält. Carp hatte nach eigener Aussage bis zur Lektüre der rumänischen Fassung von Schlattners Debütroman, kaum etwas über die deutsche Minderheit in Rumänien und deren Schicksal gewusst.

 

Eine schicksalhafte Fügung brachte die beiden dann im Spätsommer 2017 zusammen in einem Pflegeheim in Schäßburg. Schlattner war dort als Patient, Carp hatte seine Mutter dort untergebracht. Das Gespräch sei an einem einzigen Tag entstanden, erst bei der Niederschrift habe er gemerkt, sagte Carp, wie sich die von einem Siebenbürger Sachsen gesprochene rumänische Sprache von der unterscheidet, die ein waschechter Rumäne spricht. Es war also ein spannendes Unterfangen, dieses Gespräch in ein Buch zu gießen“. Carp war vor allem an dem Bezug Schlattners zur Religion interessiert, an dessen Werdegang als Pfarrer mit spät angenommener Berufung, und er erfuhr auch Bedeutendes in Bezug auf die Wahrnehmung der vor 100 Jahren vollzogenen Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien.

 

Überhaupt war die Buchvorstellung am Dienstag im Erasmus-Büchercafé aufschlussreich und machte alle Anwesenden neugierig auf das Buch selbst, das man an diesem Tag mit den jeweiligen Autogrammen der beiden Dialogpartner erwerben konnte. In dem Buch enthalten sind im Anhang auch die Biografien der Beiden zu lesen.

 

Bei der sehr gut besuchten Buchpräsentation stellte die Hermannstädter Germanistin Andreea Dumitru-Iacob den Schriftsteller Eginald Schlattner und dessen Werk vor, und sagte u. a.: Ich stelle erfreut fest, dass Eginald Schlattner durch das Buch von Professor Radu Carp in den Fokus der rumänischen Leserinnen und Leser gestellt wird.“ Das sei schon allein deswegen wichtig, da Eginald Schlattner in diesem Jahr seinen 85. Geburtstag feiern werde und für die deutschen LeserInnen mit seinem letzterschienenen und bei der Leipziger Buchmesse vorgestellten Buch Wasserzeichen“ das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien und Konfessionen in Siebenbürgen in den Jahren des Kommunismus in den Mittelpunkt stellt.

 

Ihren Vortrag schloss die Germanistin mit den Worten: Gott hört uns, er erhört uns, er spricht zu uns. Eginald Schlattner hat Ihn gehört, ist Ihm gefolgt und ist in Rumänien geblieben. Hier erfüllt er seinen Auftrag, folgt seinem Weg, hat sein Schicksal angenommen.“

 

Beatrice Ungar